Vom Bau der Brander Burg


Es begab sich in einem Königreich kurz nach 4 Uhr. Der König sprach zu seiner Königin: "O holde Gemahlin, mich gelüstet es, Europa kennenzulernen." Die Königin, der das tägliche Einerlei bei Hofe ohnehin langweilig war, willigte gerne ein. Hurtig packten die Zofen und Mägde die Koffer und buchten den Flug nach Rom für das Königspaar.

In Rom angekommen, staunte das Königspaar nicht schlecht. Alte römische Kultur allerorten. Tempel, Kirchen, Paläste und dergleichen viel mehr. Sogleich frohlockte die Königin: "Mein liebster Gemahl. Fürwahr, nie sah ich Lieblicheres als dies. Sobald wir zurück in unserer Heimat sind, ist es mein innigster Wunsch, ein noch imposanteres und schöneres Bauwerk, das eines Königspaares wie uns würdig ist, zu bauen."

Der König schluckte. Bauwerk, ... lieblich, ... noch imposanter, ... würdig. Er schluckte noch einmal und hielt sich die finanzielle Lage seines Königreiches vor Augen. Ein Taler hier, ein Taler dort, ... wohlan wir wollen es errichten! Er jauchzte: "Stolz soll das Gemäuer über Jahrtausende den Glanz meiner Regierungszeit kundtun. Es sollen rauschende Feste gefeiert werden. Die höchsten Würdenträger, edelsten Fürsten, stattlichsten Helden von nah und fern mögen meine Gäste sein. Aus diesem Bauwerk soll sich wohl trefflich regieren lassen."

"27 Kemenaten, ein riesiger Thronsaal, mindestens 3 Türme, ... " zählte die Königin zwei Stunden lang auf, was ihr König zu bauen habe. "..., ein stattlicher Wehrgang, Platz für unsere hohen Gäste, Platz für meine 300 Kleider und 700 Paar Schuhe, ein Stall für unsere 250 Pferde..." "Ja doch!" erwiderte der König glücklich.

Zurück im Königreich setzte sich der König sogleich hernieder, um mit Stift, Lineal und Zirkel einen gar trefflichen Entwurf zu fertigen. "Soll es eher ein tempalähnliches Gebäude, eher ein Palast oder ... eine Burg werden?", überlegte der König "Ja, eine Burg soll es werden!" Bereits kurz hernach waren die ersten Striche gezogen, die ersten Kreise gezeichnet und die Gemahlin strahlte vor Glück.

Es begab sich zu der Zeit, als die große Hungersnot einsetzte. Die Bauern waren arm, die Steuern blieben aus. Den Bürgern des Königreiches ging es schlecht. Der König sagte: "Holdes Weib, überall herrscht Not, wir haben keine Einnahmen mehr, wir sind annähernd pleite. Ich kann die Burg nicht bauen lassen." Die Königin erwiderte lieblich: "Papperlapapp, wenn du keine Kohle hast, Handwerker zu bezahlen, dann baust du die Burg eben selber! Basta!" "Ja doch", antwortete der König glücklich.

Sofort machte sich der König an die Arbeit. Er ging in den Wald, fällte von Hand ein paar Bäume und schnitzte mit einem Kartoffelmesser Balken daraus. Nur wenig später waren die Dachstühle für seine Türme fertig. Flugs legte er die Schindeln auf das Balkengerüst und nagelte das Dach zusammen. Stolz zeigte er es seiner Gemahlin.



"Ich habe es mir überlegt," rief freudig die Königin. "Unsere Burg soll noch viel größer werden. 100 Meter lang, 100 Meter breit und mindestens 55 Meter hoch!". "Ja doch," seufzte der König glücklich.

Und so machte der König sich daran, die Wünsche der Gemahlin umzusetzen. Moniereisen in den Boden gelassen und schon hatte der Grundriss der Burg Kontur.



Nun war der König nicht mehr zu bremsen. Er arbeitete Tag und Nacht. Er schleppte Steine, rührte Mörtel an, wehrte drei Angriffe feindlicher Könige ab und mauerte, dass die Steine nur so flogen. Und kaum war ein Mond vergangen, so standen bereits die vier Ecktürme stolz im Zentrum des Königreiches.



"Jetzt noch ein paar stattliche Mauern. Im Osten stark gegen die Hunnen, im Westen stark gegen die Niederlande, im Süden stark gegen die Eifel und im Norden sowieso stark," philosophierte der König vor sich hin. Also baute er das Mauerwerk und die eingelassenen Gebäudeteile, keines davon weniger als 10 m vom Erdboden entfernt, so dass der anstürmende Feind seine liebe Mühe haben sollte, mit Sturmleitern und Gerüst ein Gebäude einzunehmen. Wahrlich der König war stolz auf sein Werk. Auch seine Gemahlin meinte: "Denk an die Kirche, denke an stabile Dachstühle, decke mir die Dächer richtig, ...". "Ja doch," beruhigte sie der König glücklich.



Flugs begann der König die Dachstühle zu bauen. Stabil sollten sie sein, elegant sollten sie sein. Jedes Dach anders. Keine Mühe war ihm zu groß. So erhielt jedes Dach eine eigene so schöne Dachgaubenkonstruktion, dass es die Königin nur so erfreute.



Die Königin war zufrieden. "Genau so habe ich es mir gewünscht, mein lieber König." Kaum waren die ersten Dächer gezimmert, flatterten fröhlich die königlichen Banner im Wind. Wie im Fluge verbreitete sich die Kunde von der prächtigsten Burg weit und breit. Gar viele Herrscher, Ritter und Knappen besuchten und bestaunten die wehrhafte Burg.